Aus
dem Testbericht in MOTORRAD 11/2000:
Vergleichstest
mit BMW GS 1150; Honda Varadero; Triumph Tiger
....So, fehlt nur noch die Hauptdarstellerin, die schöne Unbekannte
aus Varese. Auf den ersten Blick gleicht die Navigator der vom 68
PS starken Ducati -Zweiventil-Twin angetriebenen Gran Canyon 900.
Doch um der muskulösen Konkurrenz so richtig den Weg zu weisen,
musste ein potenterer Antrieb her.
Und so griffen die findigen Italiener - wie schon bei den Monster-fressenden
Raptoren - ins Suzuki-Regal und implantierten der Navigator den
V2 der TL 1000- Jedoch nicht, ohne den katalysatorlosen, per Einspritzung
versorgten Donnertolzen mittels geänderter Programmierung,
neudeutsch "Mapping", auf Drehmoment zu trimmen.
Macht auf der Prüfstandsrolle 103 PS und 93 Newtonmeter an
der Kupplung. Suzukis Energiebündel sollte also keine Mühe
haben, die 241 Kilogramm schwere Navigator voranzutreiben. Schauen
wir mal, ob den drei Routiniers tatsächlich nur der Blick auf
den knackigen Hintern der Italienerin bleibt.
Schon beim Platznehmen lässt sich erahnen, dass die bella Donna
eher von einer Super-Moto-Karriere als von staubigen Schotterpässen
träumt. Drahtspeichenräder - 18 Zoll vorn und 17 Zoll
hinten - bespannt mit Metzeler Z4-Strassenpneus sprechen eine deutliche
Sprache: Asfalto, per favore. Zudem verbieten schon die geringe
Bodenfreiheit und der im Gefahrenbereich liegende Olfilter grossartige
Gelaendeeinlagen. Die grazile Tank-Sitzbank-Form foedert die Integration
von jedem Treiber zwischen 1,60 -2 Meter. Praedikat: absolut
Langstreckentauglich.
Die Fahrwerke der Boliden lassen sich durch nichts aus der Ruhe
bringen, wobei BMW und Cagiva können's noch einen Tick souveräner
als die beiden Mitstreiterinnen, die in der Wirbelschleppe von Vorausfahrenden
gelegentlich zur Nervosität neigen - fiese Dehnfugen oder Absätze
bringen aber keinen der großen Vier in die Bredoullie. Dabei
ist es völlig egal, ob die Fuhren mit ein oder zwei Passagieren
besetzt sind. Zum Glück, bietet das Quartett doch enorm komfortable
Soziusplaetze. Spätestens dann, wenn die besetzt sind, sollten
die Heckpartien über die FederbasisVerstellung angehoben werden,
was bei BMW und Honda bequem per Handrad vonstatten geht - Agilität
und Schräglagenfreiheit profitierten davon spuerbar.
So vorbereitet, können die traumhaft geschwunger>en Berg-und-Tal-Bahnen
zwischen Emilia Romagna und Toskana in Angriff genommen werden.
Vorhang auf für unsere norditallenische Kurven-Ballerina: einfach
atemberaubend, wie die Navigator Serpentinen quasi aufsaugt. Aber-Achtung:
Die Kombination aus Suzukis glühendem V2-Feuer im knackig straff
abgestimmten Navigator-FahrWerk birgt hochgradige Suchtgefahr. Wenn
der 996-cm-Motor bei 5000 Touren die zweite Stufe zuendet, wird
so mancher Navigator blitzartig zum Wheel-Man. Beschleunigung und
Durchzugswerte auf dem Niveau gestandener Tourensportler hinterlassen
bleibenden Eindruck.
Man kann auch niedertourig durch die Gegend rollen -doch eigentlich
saeuselt die Bella Macchina permanent: "Deh mich, press mich
aus"
Fazit
des Tests: Forza Italia!
Cagiva hat eine schnelle,agile Fahrmaschine ohne Abstriche
in der Tourentauglichkeit hinbekommen. So laessig konnte
der feurige Motor der TL1000S noch nie genossen werden. Egal ob
gross oder klein, alle fuehlen sich spitzenmaessig untergebracht
und vom trompetenden V2 praktsich zum
Kurvensuchen verdonnert. Bis auf den fehlenden Kat -klasse!!!
:-)
Text
von: Joern Thomas(Motorrad) |