Die Schließung der Brackenheimer Kleinschwimmhalle war
fast schon beschlossene Sache. Doch bereits in der nicht-öffentlichen
Sitzung am 22. Januar ruderte der Gemeinderat zurück. Jetzt
soll ein Förderverein das "Bädle" retten.
Darauf einigte sich das Gremium am Donnerstag mehrheitlich.
Im Haushalt der Heuss-Stadt fehlen 1,3 Millionen Euro. 1,4 Millionen
würde die Sanierung der 34 Jahre alten Kleinschwimmhalle
kosten, die - so Bauamtsleiter Frank Ertal - zwar optisch in
Ordnung, laut Gutachten hinsichtlich Technik und Gebäudesubstanz
aber in einem desolaten Zustand ist. Im Prinzip käme ein
Neubau günstiger als eine Rundumerneuerung. Allein die
Betriebskosten verschlingen 100 000 Euro im Jahr - und das bei
rund 1500 Nutzern beziehungsweise 25 000 Besuchen. Würde
die Einrichtung geschlossen, ließe sich also leicht viel
Geld sparen.
Nur noch bis Ende Juli, so der ursprüngliche Vorschlag
der Verwaltung - den der Gemeinderat in mehreren Sitzungen zur
Haushaltskonsolidierung mit erarbeitet hatte - sollte geöffnet
bleiben. Doch obwohl hinter verschlossenen Türen verhandelt,
schlug das Thema Wogen in der Stadt. In der Bürgerfragestunde
am 22. Januar machte es ein VdK-Vertreter, dessen Gruppe das
Bädle regelmäßig nutzt, vollends öffentlich
(wir berichteten).
Protestbriefe weiterer Nutzer - Zabergäu-Gymnasium, Aquafit-Gruppe
und Babyplantschen - flatterten den Räten und dem Bürgermeister
auf den Tisch. Am Donnerstag lag den Bürgervertretern nun
ein modifizierter Beschlussvorschlag vor, der auf einer Idee
der SPD-Fraktion basierte: Der Badebetrieb wird aufrecht erhalten,
wenn bis zum 1. August ein Förderverein gegründet
ist, der mindestens 10 000 Euro im Jahr für die Schwimmhalle
beisteuert.
Im Gegenzug wäre die Stadt bereit, die notwendigsten Sofortmaßnahmen
in Höhe von 18 500 Euro zu bezahlen: eine neue Chlorungsanlage
und Vorkehrungen gegen Legionellenbefall. "Egal, wie der
Beschluss ausfällt, einen Verlierer wird es geben",
stellte Bürgermeister Rolf Kieser zu Beginn der Debatte
fest. Besonders enttäuscht zeigte er sich darüber,
dass angesichts dieses Themas so wenige Zuhörer gekommen
waren.
"Noch vor wenigen Monaten haben wir über eine neue
Sporthalle im Wiesental diskutiert und jetzt soll das Bad geschlossen
werden." Hermann Christ (CDU) zweifelte daran, dass das
die Bürger verstehen werden. "Egal, ob mit Verein
oder ohne - wir sollten das Bad offen lassen."
Ganz anderer Ansicht war sein Fraktionskollege Reinhold Heinrich.
Er verglich die Kleinschwimmhalle mit einem alten Auto, das
mit neuem Scheibenwischer, aber mit schlechten Bremsen und ohne
Licht durch den Nebel fährt. Für die Schließung
plädierte auch Walter Lang (FWB): " Der Weiterbetrieb
ist vielleicht populär, aber die ökonomische Sicht
verbietet ihn." Ebenso sah es Edgar Übelhör,
vor allem angesichts der Besucherzahlen: "12 500 Brackenheimer
gehen nicht ins Bad." Zudem fürchtete er, dass ein
Förderverein den Sportvereinen Konkurrenz bei der Sponsorensuche
machen könnte. Wie ein Förderverein jedes Jahr 10
000 Euro aufbringen solle, das war Michael Klotz (CDU) "schleierhaft
".
Brigitte Hentschke (Liste 21) erinnerte daran, dass Brackenheim
einen Ruf als Sportstadt zu verlieren habe. SPD-Chef Gerhard
Weber nannte den anstehenden Beschluss "eine politische
Entscheidung". Er gab zu, dass es sich der Gemeinderat
wohl zu leicht gemacht habe, als er die Schwimmhalle in seine
Streichliste aufgenommen habe. "Wenn wir dieses Bad erhalten,
wird es auch im Bewusstsein der Bevölkerung wieder stärker
verankert", hofft Weber.
Wilfried Hofmann (SPD) formulierte es drastisch: Dadurch, dass
hier viele Kinder schwimmen lernten, werde der "Tod durch
Ertrinken" verhindert. Auf seinen Antrag hin gab der Gemeinderat
mit 14 zu 12 Stimmen (zwei Enthaltungen) dem zu gründenden
Förderverein sogar bis zum 31. Dezember Zeit.
von Claudia Schönberger -Heilbronner Stimme-
der Gemeinderatsbeschluss
vom 29.Januar 2004